Wenig einfühlsame Kritik, Vergleiche mit anderen, Bewertungen über Leistungen, Verhalten oder Schulnoten – im stressigen Familienalltag ist es schnell geschehen, dass wir als Eltern unser Kind [ungewollt] beschämen.
Für viele von uns war Beschämung früher schon nahezu „an der Tagesordnung“. Deshalb ist nicht immer ganz leicht, sich anders zu verhalten.
Ich möchte dir an dieser Stelle zeigen, was an Beschämung problematisch ist und in welchen Situationen wir als Eltern achtsam sein dürfen.
Mögliche Ursachen für Beschämung
1. Kritik und negative Bewertungen: Wenn Kinder wiederholt kritisiert oder negativ bewertet werden, sei es von Eltern, Lehrern oder Gleichaltrigen, kann dies zu Schamgefühlen führen. Zum Beispiel, wenn ein Kind wegen seiner Leistungen, seines Aussehens, seiner Gefühle oder seines Verhaltens verspottet oder abgewertet wird.
2. Öffentliche Bloßstellung: Wenn Kinder vor anderen bloßgestellt oder gedemütigt werden, kann dies zu intensiven Schamgefühlen führen. Das kann zum Beispiel der Fall sein, wenn ein Kind vor der Klasse ausgelacht oder wegen eines Fehlers öffentlich getadelt wird.
3. Unrealistische Erwartungen: Wenn Kinder mit unrealistischen Erwartungen konfrontiert werden, sei es in Bezug auf schulische Leistungen, sportliche Aktivitäten oder ihr Sozialverhalten, können sie sich beschämt fühlen. Sie spüren dann die Kluft zwischen ihnen und den Erwachsenen, deren Erwartungen sie nicht erfüllen können.
4. Vergleiche mit anderen: Wenn Kinder ständig mit anderen verglichen werden, sei es von ihren Eltern, Geschwistern oder Freunden, kann dies zu Schamgefühlen führen. Das Gefühl, nicht gut genug zu sein oder den Erwartungen anderer nicht gerecht zu werden, kann die Scham verstärken.
5. Kulturelle oder familiäre Normen: Wenn Kinder von bestimmten kulturellen oder familiären Normen und Werten abweichen, kann das ebenfalls starke Schamgefühle auslösen. Dies geschieht zum Beispiel, wenn sie erleben, das ein bestimmtes Verhalten, ihre Kleidung oder ihre persönliche Entscheidungen als inakzeptabel betrachtet werden.
Die Folgen von Beschämung
1. Negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl: Wenn Kinder regelmäßig beschämt werden, kann dies ihr Selbstwertgefühl und ihr Selbstvertrauen negativ beeinflussen. Sie könnten das Gefühl haben, dass mit ihnen etwas nicht stimmt oder dass sie nicht gut genug sind. Dies kann zu langfristigen psychischen Problemen führen und ihr allgemeines Wohlbefinden beeinträchtigen.
2. Beeinträchtigung des Lernens und der Entwicklung: Kinder lernen am besten in einer unterstützenden und positiven Umgebung. Wenn sie beschämt werden, können sie Angst davor entwickeln, Fehler zu machen oder sich zu äußern. Dadurch werden sie möglicherweise weniger bereit, neue Dinge auszuprobieren, zu lernen und sich weiterzuentwickeln.
3. Beeinträchtigung der sozialen Interaktion: Beschämung kann auch die soziale Interaktion von Kindern beeinflussen. Wenn sie ständig beschämt werden, können sie Schwierigkeiten haben, Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen oder sich in sozialen Situationen wohlzufühlen. Dies kann ihre Fähigkeit, Freundschaften zu schließen und positive Beziehungen aufzubauen, erheblich beeinträchtigen.
Verantwortung liegt bei den Erwachsenen
Es ist wichtig zu erkennen, dass die Empfindsamkeit von Kindern gegenüber beschämenden Erlebnissen individuell ist und sich von Kind zu Kind unterscheiden kann.
Bedeutet das jetzt, dass wir unseren Kindern gar keine Rückmeldungen mehr geben sollten? Auf keinen Fall. Einfühlsame Gespräche und wertschätzende Rückmeldungen sind wichtige Werkzeuge, um Kindern beim Lernen und Wachsen zu helfen. Jedoch sollten diese respektvoll und unterstützend geäußert werden, um die Kinder zu ermutigen, anstatt sie zu beschämen.
Es liegt in der Verantwortung von uns Erwachsenen, ein Umfeld zu schaffen, in dem Kinder sich sicher fühlen und ihr Selbstwertgefühl gestärkt wird.