Du kannst den Raum nicht verlassen, weil dann sofort Geschrei und Handgemenge zwischen deinen Kindern losgeht.
Du kannst kaum eine Sekunde etwas anderes machen, geschweige denn das Abendessen zubereiten, weil deine Kinder sich dann Schimpfwörter und Kraftausdrücke an den Kopf werfen.
Anstatt harmonisches gemeinsames Spiel: Ärgern, sich Sachen wegnehmen, Zunge rausstrecken und Co.
Geschwisterstreit ist eines der Hauptthemen in unserer Begleitung – verständlich, denn in vielen Familien bedeutet das enormen Stress. Aber warum eigentlich? Was machen wir falsch?
Die Antwort ist: In der Regel nicht das, was wir denken!
Bevor wir loslegen: Am Ende Artikels verlinke ich als Ressource für dich 3 Podcastfolgen, die sich mit dem Thema Geschwisterstreit beschäftigen.
Hier nun die wahren Gründe für Stress und Belastung durch Geschwisterstreit:
- Wir haben ein falsches Bild davon, wie Kinder und Geschwister (miteinander) sein „müssen“ und sich normalerweise verhalten.
Uns fehlt oft das Wissen, wie sich Kinder wirklich entwickeln und wie Konflikte dazugehören. - Konflikte stressen uns grundsätzlich, weil wir nicht gelernt haben, konstruktiv mit ihnen umzugehen.
Stattdessen empfinden wir sie als Scheitern oder Bedrohung für den Familienfrieden. - Wir haben Angst, dass unsere Kinder kein gesundes Sozialverhalten entwickeln, wenn wir es ihnen jetzt nicht „beibringen“.
Diese Angst treibt uns in noch mehr Stress, Schiedsrichterrollen und Machtkämpfe. - Wir sind selbst gestresst und überlastet.
Dadurch fällt es uns schwer, die Konflikte unserer Kinder ruhig und klar zu begleiten. - Zwischen den Kindern schwelt ein unterschwelliger Konflikt, den wir nicht erkennen.
Diese ungelösten Spannungen brechen immer wieder wie ein Vulkan aus.
Oft treten mehrere dieser Ursachen gemeinsam auf. Fast immer spielt mit hinein, dass uns Wissen über Kinder und ihre Entwicklung fehlt – sowie die richtigen Werkzeuge, um gelassener zu bleiben und angemessen zu reagieren.
Warum ist es so wichtig, Geschwisterkonflikte besser zu verstehen?
Geschwisterstreit ist oft mehr als nur eine Alltagsnervigkeit. Wenn wir nicht lernen, ihn richtig zu begleiten, entsteht eine dauerhafte Belastung für alle Familienmitglieder. Hier sind drei zentrale Gründe, warum es sich lohnt, sich diesem Thema bewusst zu widmen:
- Langfristige Belastung vermeiden
Wenn Konflikte nicht aufgelöst werden, bleibt ein „Schwelbrand“ bestehen. Diese unterschwellige Spannung belastet die Beziehung zwischen den Kindern und zu uns Eltern. Kinder werden ungewollt in Rollen gedrängt, wie „der Schuldige“ oder „die Unschuldige“, was weder ihnen noch der Familienharmonie guttut. - Stress für alle Beteiligten reduzieren
Konflikte ohne Lösung erhöhen den Stress für Eltern und Kinder. Unser Nervensystem reagiert: Der Puls steigt, die Atmung verändert sich, und das Immunsystem wird belastet. Das macht uns dünnhäutiger und gereizter. Diese Abwärtsspirale verstärkt die Konflikte und beeinflusst die gesamte Familienatmosphäre. - Unsicherheiten auflösen und Beziehung stärken
Geschwisterkonflikte haben oft ihre Wurzeln in Unsicherheiten der Kinder. Sie fragen sich unbewusst: Bin ich genauso wichtig wie mein Geschwisterkind? Diese Verunsicherung ist schmerzhaft und kann nur durch Einfühlungsvermögen und klare Signale von uns Eltern gemildert werden. Kinder brauchen Sicherheit, um sich wertgeschätzt zu fühlen.
Was können wir konkret tun?
1. Verstehen, worum es wirklich geht
Hinter vielen Konflikten stecken Unsicherheiten der Kinder. Oft geht es um die Frage nach ihrem Platz und ihrer Bedeutung in der Familie. Unser Job ist es, diese Unsicherheiten zu erkennen und darauf einzugehen.
Das bedeutet: Empathisch zuhören, sich in das Kind hineinversetzen und mitfühlen, ohne selbst in die Emotionen einzutauchen. Zeigen wir unseren Kindern, dass wir ihre Gefühle verstehen und ernst nehmen.
2. Eigene Emotionen regulieren
Um empathisch reagieren zu können, müssen wir selbst gelassen bleiben. Dafür ist es wichtig:
- Stressreaktionen erkennen und regulieren: Atmung, innere Dialoge und Selbstfürsorge sind Schlüssel dazu.
- Alte Glaubenssätze und Erfahrungen reflektieren: Welche Muster bringen wir aus unserer Kindheit mit?
Wenn wir unsere Ängste loslassen – z. B. die Angst, nicht gut genug zu sein –, können wir Konflikte klarer sehen und gelassener reagieren.
3. Sicherheit und Wertschätzung vermitteln
Kinder brauchen klare Zeichen, dass sie geliebt und wertgeschätzt werden. Praktische Tipps:
- Gemeinsame Zeit nur mit einem Kind verbringen (auch kurze Momente zählen).
- Strukturen schaffen, die Orientierung geben, wie feste Plätze am Tisch.
- Häufige positive Bestätigungen geben: „Ich freue mich, dass du da bist.“
Diese kleinen Gesten schaffen Vertrauen und Sicherheit. Wenn wir gelassen sind, erkennen wir die Momente, in denen sie nötig sind.
Ein langfristiger Prozess
Das Verstehen und Verinnerlichen dieser Ansätze braucht Zeit. Es reicht nicht, sie einmal zu hören oder zu lesen – sie müssen zu einem Teil unseres Alltags werden. Manchmal hilft es, sich Unterstützung zu holen, um alte Muster zu lösen und langfristig stabilere Grundlagen zu schaffen.
Das ist wie bei einer Baustelle: Wenn wir das Fundament stabilisieren, wird die Straße langfristig glatt und tragfähig.
Wenn du das Gefühl hast, Unterstützung zu brauchen und wenn du wissen möchtest, wie du ganz individuell bei diesem Problem und anderen Belastungen in deinem Mamaalltag für mehr Ruhe und Zufriedenheit sorgen kannst, dann meld dich für unser kostenloses Gespräch an.
Darin schauen wir uns deine Situation an, wir erarbeiten einen Plan, wie du da raus kommst und wenn alles passt, schauen wir, ob wir zusammenarbeiten können. Das Gespräch ist für dich kostenlos und unverbindlich.
HIER FINDEST DU PODCASTFOLGEN ZUM THEMA „GESCHWISTERSTREIT“:
Deine Juli